Zecken beim Hund

Ein datenbasierter Blick auf Fragen, Ängste und effektive Schutzstrategien

Zecken beim Hund

Kaum ein Parasiten-Thema wird von Hundehalter:innen so intensiv gegoogelt wie „Zecke“. Doch während viele Ratgeberseiten sich in oberflächlicher Wiederholung verlieren, lohnt ein Blick auf das, was Tierhalter heute wirklich umtreibt:

Die aktuellen Suchanfragen in den Suchmaschienen zeigen deutlich – es geht längst nicht mehr nur um den richtigen Zeckenhaken. Gesucht wird nach Verständnis, Aufklärung und Handlungssicherheit.

Zecke am Hund - was jetzt?

Du hast eine Zecke bei deinem Hund gefunden. Jetzt musst du sie sofort entfernen. Nimm eine Zeckenzange und greife die Zecke nah an der Haut. Ziehe sie gerade raus. Danach machst du die Stelle sauber und markierst sie mit einem Stift. Schaue jeden Tag nach, ob sich etwas verändert.

Das neue Zeckenjahr – wann beginnt, wann endet die Gefahr?

Eine der häufigsten Fragen im Frühjahr lautet:
„Sind Zecken das ganze Jahr aktiv?“

Antwort: Inzwischen ja – zumindest potenziell.
Die Zeckensaison hat sich stark verlängert. Früher März bis weit in den November ist heute keine Ausnahme mehr. Möglich machen das milde Winter und feuchte Übergangsjahreszeiten – begünstigt durch den Klimawandel.

Zunehmend relevant:

  • Auwaldzecke (überträgt Babesiose) breitet sich in West- und Norddeutschland aus
  • Hyalomma-Zecke – ursprünglich südlich, heute vereinzelt auch in Mitteleuropa
  • Holzbock – nach wie vor häufigster Überträger von Borreliose und Anaplasmose

Was passiert, wenn die Zecke „drin bleibt“?

Ein brisantes Thema in den aktuellen Daten:
„Kopf der Zecke steckt noch“

Fachlich korrekt: Was zurückbleibt, ist meist nicht der Kopf, sondern der Stechapparat. Dieser kann im Gewebe geringe Entzündungsreaktionen hervorrufen – in der Regel lokal begrenzt. Das passiert oft und ist kein Grund zur Panik. Mache die Stelle sauber und beobachte sie. Der Körper stößt den Zeckenkopf meist von allein ab. Zum Tierarzt musst du nur, wenn die Stelle rot wird, anschwillt oder dein Hund krank wird.

Was ist zu tun?

  • Stelle beobachten, nicht manipulieren
  • leichte Rötung: abwartend beobachten
  • starke Schwellung, Eiter, Fieber: tierärztlich abklären
  • keine Hausmittel (Öl, Kleber, Alkohol)

Zeckenkrankheiten erkennen

Dein Hund ist krank, wenn er Fieber hat, nicht frisst, lahmt oder sein Urin dunkel ist. Dann musst du sofort zum Tierarzt. Es gibt verschiedene Krankheiten, die Zecken übertragen. Borreliose macht, dass die Gelenke wehtun. Babesiose bringt hohes Fieber und ist sehr gefährlich. Anaplasmose macht den Hund müde.

Die drei wichtigsten Zeckenkrankheiten

  • Borreliose greift die Gelenke an. Die Bakterien wandern durch den Körper und verursachen Entzündungen. Typisch sind Gelenkschwellungen und wechselnde Lahmheiten. Unbehandelt kann die Krankheit Herz und Nieren schädigen.
  • Babesiose nennt man auch Hundemalaria. Parasiten zerstören die roten Blutkörperchen. Der Hund bekommt hohes Fieber, wird schwach und der Urin wird dunkel. Ohne schnelle Behandlung stirbt der Hund.
  • Anaplasmose befällt die weißen Blutkörperchen. Der Hund wird müde, hat wenig Energie und wirkt teilnahmslos. Die Krankheit entwickelt sich schleichend.

Das Tückische: Diese Symptome können auch andere Ursachen haben. Deshalb ist der Tierarzt so wichtig - er kann durch Bluttests die genaue Ursache finden.

Leber, Niere, Herz und Hirn sind gefährdet!

Zum Ersten ist die Leber als das zentrale Entgiftungsorgan betroffen.
Zeckenerkrankungen wie Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose setzen massenhaft zelluläre Zerfallsprodukte frei (z. B. Hämoglobin bei Hämolyse). Die Leber muss diese abbauen, entgiften und verstoffwechseln.

Die Folgen sind:

  • Ikterus (Gelbfärbung durch Bilirubin-Anstieg)
  • Lebervergrößerung
  • Erhöhte Leberenzyme (ALT, AST, ALP)
  • Schwäche, Appetitverlust, Erbrechen
  • Zwischen Mythos und Realität: „Zecke – der schwarze Tod“?

Zum zweiten die Niere als Filterstation im Dauerstress
Viele Erreger (v. a. Babesia, Ehrlichia) lösen Entzündungsreaktionen und Immunantworten aus, die zu glomerulären Schäden führen können.

Die Folgen sind:

  • Proteinurie
  • Harnstoff- und Kreatininanstieg
  • Akute oder chronische Niereninsuffizienz
  • Dehydration und Urämie

Zum Dritten das Herz und das Hirn

Vor allem bei Infektionen wie Babesiose, Ehrlichiose oder Anaplasmose wird das Herz zur Zielscheibe sekundärer Belastungen. Babesien zerstören massenhaft rote Blutkörperchen. Die Folge: ein akuter Sauerstoffmangel im Gewebe. Das Herz kompensiert – mit erhöhter Schlagzahl, mit wachsender Belastung. Man spricht hier von reaktiver Tachykardie. Ein Zustand, der bei längerem Verlauf zu strukturellen Schäden führen kann.

Das Gehirn ist hier  mehr der stille Leidtragende
Mindestens genauso sensibel reagiert das zentrale Nervensystem. Besonders gefährlich wird es bei Infektionen mit Borrelia burgdorferi (Borreliose) oder dem FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Beide Erreger sind in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden – ein Schutzmechanismus, der nur in Ausnahmesituationen durchlässig wird. Ist dieser Punkt erreicht, droht Neuroborreliose oder eine virale Meningoenzephalitis.

Die Symptome sind Diffus und oft tückisch. Von Verhaltensänderungen über Gangunsicherheiten bis hin zu Krampfanfällen und neurologischen Ausfällen ist alles möglich. Häufig zeigen betroffene Hunde eine ungeklärte Wesensveränderung, Teilnahmslosigkeit oder Lichtempfindlichkeit. Spät erkannt, kann eine Beteiligung des ZNS lebensbedrohlich verlaufen.

Hinzu kommt: Auch bei systemischen Erkrankungen ohne direkte ZNS-Beteiligung – etwa durch Babesien oder Anaplasmen – wird das Gehirn indirekt geschädigt. Sauerstoffmangel, Fieber, Kreislaufversagen – all das kann zu einer funktionellen Unterversorgung führen. Besonders gefährdet sind junge, alte oder vorerkrankte Hunde.

„Zecke der schwarze Tod“

Das klingt dramatisch – ist aber auch ein Indikator für Angst, Fehlinformation und mediale Überzeichnung. Die Pest ist kein Thema bei Hunden. Die tatsächlichen Gefahren liegen in anderen, sehr realen Infektionskrankheiten, die teils chronisch verlaufen können.

Dazu zählt auch die Ehrlichiose – und um eines gleich klarzustellen:
Die hat nichts mit den Ehrlich Brothers zu tun :-)

Weder Zauberei noch Illusion. Sondern eine bakterielle Infektion, die durch Zecken aus südlichen Regionen übertragen wird – vor allem im Zusammenhang mit Auslandstierschutz, Reisen oder Importen.

Ehrlichiose beim Hund zeigt sich unter anderem durch:

  • Fieber, Mattigkeit, Nasenbluten
  • Lymphknotenschwellungen, Augenentzündungen
  • Gelenkbeschwerden und Gewichtsverlust im chronischen Verlauf
  • Auch wenn der Name harmlos klingen mag – die Krankheit ist es nicht. Früherkennung und gezielte Therapie sind entscheidend.

Zusätzlich setzen entzündliche Prozesse, wie sie etwa bei Ehrlichiose typisch sind, sogenannte Zytokine frei. Diese können zu einer Durchlässigkeit der Gefäße führen – auch im Herzbereich. Im Extremfall kommt es zu Perikardergüssen, also Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel. Das Herz wird mechanisch bedrängt, der Kreislauf destabilisiert sich. Gleichzeitig können elektrolytische Entgleisungen durch begleitende Nierenprobleme zu Arrhythmien führen. Klinisch äußert sich das oft in Form von Schwäche, Atemnot oder Kollaps.

„Das Leben einer Zecke“

Eine scheinbar simple, aber häufig gesuchte Frage:
„Das Leben einer Zecke“

Zecken gehören zur Klasse der Spinnentiere. Sie besitzen acht Beine, keinen Kopf im klassischen Sinne – und einen raffinierten Stechapparat, mit dem sie sich in die Haut bohren und Blut saugen. Dabei können sie Krankheitserreger übertragen, die mitunter schwerwiegende Folgen haben.

Zecken durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien (Ei – Larve – Nymphe – Adulte Zecke). Jedes Stadium benötigt eine Blutmahlzeit. Der Wirt (Hund, Mensch, Wildtier) dient dabei nicht nur der Ernährung, sondern oft auch der Verbreitung von Krankheitserregern.

Wann ist Zeckenzeit?

Früher sprach man von „Zeckenmonaten“. Heute gilt: Zecken sind aktiv, sobald es milder als 7 °C wird. Durch den Klimawandel beginnt die Zeckensaison oft schon im Februar – und endet manchmal erst im November. In milden Wintern sogar ganzjährig.

Besonders zeckenreiche Monate:

  • März bis Juni
  • September bis Oktober

Fakten zu Zecken beim Hund:

  • Eine Zecke kann bis zu 10 Tage saugen
  • Die Erregerübertragung beginnt meist erst nach 12–24 Stunden
  • Zecken haben kein Nest – sie warten aktiv in der Vegetation („Lauerjäger“)

Wie kommt die Zecke eigentlich auf den Hund?

Springt sie? Fällt sie? Krabbelt sie einfach nur?

Viele glauben: „Die Zecke sitzt auf einem Baum und lässt sich auf den Hund fallen.“
Falsch.

Zecken fallen nicht von oben. Und sie springen auch nicht. Dafür fehlt ihnen die anatomische Grundlage: Keine Sprungbeine. Keine Flugmembran. Keine Muskulatur für Sprungkraft. Kein Wunder – sie sind schließlich keine Flöhe.

Zecken betreiben das, was Fachleute „Lauerverhalten“ nennen. Sie klettern ein paar Dezimeter hoch – Grashalme, niedrige Büsche, Farn, Bodendecker. Dort strecken sie ihre Vorderbeine in die Luft und warten. Stunden. Tage.

Warum? Sie scannen die Umgebung – auf CO₂, Wärme, Bewegungsreize.
Wenn ein potenzieller Wirt vorbeistreift (Hund, Reh, Mensch), klammern sie sich blitzschnell mit ihren Greifklauen fest.

Nicht springen. Nicht fliegen. Kein Stuntman-Move. Sondern: Greifen im Vorbeigehen.

Das Ganze nennt sich: "Questing-Verhalten“
Und das ist so effektiv, dass Zecken in freier Wildbahn selten hungern müssen.

Was wirklich den Hund vor Zecken schützt

Tabletten sind einfach zu geben und wirken lange. Sie gehen auch nicht weg beim Baden. Du gibst die Tablette ins Futter und sie wirkt von innen. Wenn eine Zecke beißt, stirbt sie ab. Halsbänder sind auch gut, weil du sie nur einmal anlegen musst und sie acht Monate halten. Wichtig ist, dass das Halsband richtig sitzt und nicht zu eng ist.

Tropfen zum Auftragen sind günstig und wirken schnell. Du teilst das Fell im Nacken und gibst die Tropfen auf die Haut. Am ersten Tag sollte der Hund nicht baden.

Kokosöl kannst du ins Fell einreiben. Es riecht gut und kann helfen, aber es ist nicht hundert Prozent sicher. Schwarzkümmelöl mischst du ins Futter. Eine kleine Menge reicht und kann Zecken abhalten. Wichtig ist aber, dass Hausmittel allein nicht reichen. Du musst sie immer zusätzlich zu echtem Zeckenschutz verwenden.

Präparat Wirkung Wirkdauer
Spot-On-Präparat PETVITAL Novermin Kontakt-/Systemschutz 3–4 Wochen
Canizeck Plus Kautabletten systemisch, über Blut gesamte Saison (März - November) = täglich verabreicht.
PETVITAL Bio-Schutz-Halsband kontinuierliche Abgabe 3 Monate
CANINA Kokosöl
Schwarzkümmelöl
Schwarzkümmelsamen
repellierend (Behelf) kurzfristig
NovaGard Green Zeckenkarte leichte Zeckenentfernung sofort
PETVITAL Verminex Shampoo löst Parasiten und deren Gelege mechanisch  2 - 3 Mal pro Woche wiederholen


Canina empfiehlt: kombinierte Prävention mit tierärztlicher Beratung und regelmäßiger Kontrolle des Tieres nach dem Spaziergang – besonders an Ohren, Achseln, Schnauze und Zwischenzehen.

Parfum gegen Zecken – ein Missverständnis oder ein Trend?

Erstaunlich, aber real:
„Das Parfum Zecke“ wird gegoogelt.

Was dahinter steckt, ist unklar – möglicherweise eine Fehlinterpretation oder ein DIY-Trend. Tatsächlich gibt es duftbasierte Repellentien, etwa auf Basis ätherischer Öle (Lavendel, Zedernholz, Geraniol). Sie wirken vor allem auf kurze Distanz abschreckend, ersetzen aber keine medizinische Prophylaxe.

Studien zeigen, dass bestimmte Duftstoffe, insbesondere aus ätherischen Ölen, eine abschreckende Wirkung auf Zecken haben können. Beispielsweise wird Zitroneneukalyptusöl (Citriodiol) häufig in natürlichen Repellentien verwendet und zeigt eine gewisse Wirksamkeit gegen Zecken. Auch Lavendel, Thymian und Palmarosa werden in diesem Zusammenhang genannt.

Allerdings ist die Wirkung dieser natürlichen Mittel oft zeitlich begrenzt und weniger zuverlässig als bei chemischen Repellentien wie DEET oder Icaridin.

Einige Parfums enthalten Duftstoffe, die in Studien eine gewisse abschreckende Wirkung auf Mücken gezeigt haben. Beispielsweise wurde das Parfum "Bombshell" von Victoria's Secret in einer Studie getestet und zeigte eine kurzfristige Wirkung gegen Mücken.

Doch Vorsicht: Diese Ergebnisse beziehen sich auf Mücken, nicht auf Zecken. Zudem war die Wirkung zeitlich begrenzt und nicht vergleichbar mit speziellen Insektenschutzmitteln.

Vorsicht: Viele ätherische Öle sind für Hunde (und insbesondere Katzen) toxisch. Parfumähnliche Präparate sind nicht automatisch sicher oder wirksam.

Was tun, wenn Zecken in der Wohnung auftauchen?

Zunehmend relevant in urbanen Räumen:
„Zecke in der Wohnung“

Ja, Zecken können eingeschleppt werden – durch Hund, Mensch oder Kleidung. Allerdings sind sie nicht an eine Vermehrung im Haus angepasst.

Wichtig ist:

  • Liegeflächen und Körbchen regelmäßig kontrollieren
  • Decken bei 60 °C waschen
  • Teppiche und Polster absaugen
  • Schutzmittel regelmäßig erneuern
  • Zecken sterben ohne Wirt in der Wohnung meist nach wenigen Tagen. Trotzdem gilt: Einmal gefunden, sollte man gründlich nach dem Ursprung suchen – besonders im Frühling und Spätsommer.

Weiterführende Informationen zu Ernährung und Diätetik können gerne hier eingeholt werden.

Joe Rahn

Joe Rahn
Verhaltens- und Ernährungsberatung/Diätetik

 

www.anicare.vet