Gesund beginnt im Maul

Maulgesundheit bei Hund und Katze

Gesund beginnt im Maul

Warum bestimmte Hunde- und Katzenrassen besonders anfällig für Zahnstein und Parodontose sind

Zahngesundheit ist Lebensqualität. Bei vielen kleinen Hunderassen und brachycephalen Katzen erhöhen Anatomie, Speichelzusammensetzung und Mikrobiom das Risiko für Biofilm, Zahnstein und Parodontitis. Dieser Beitrag zeigt verständlich, worauf es in Prävention und Pflege ankommt.

Kleine Hunderassen: warum das Risiko steigt

Besonders Chihuahua, Yorkshire Terrier, Malteser, Zwergpudel & Co. sind häufig betroffen. Vereinfacht gesagt: kurzer Kiefer, viele Zähne, enge Zwischenräume. Das begünstigt die Anlagerung von Biofilm und Futterresten. Gleichzeitig ist der Speichelfluss oft geringer – die natürliche Selbstreinigung nimmt ab.

Zusätzlich spielt die Speichelzusammensetzung (pH, Calcium/Phosphat, Pufferkapazität) eine Rolle. Ein weniger gepufferter Speichel fördert die Stabilität des Biofilms und damit die Zahnsteinbildung – das bakterielle Reservoir, aus dem sich Entzündung entwickeln kann.

Katzenrassen: das leise Leiden hinter sauberen Zähnen

Bei Katzen – besonders Perser, Britisch Kurzhaar, Maine Coon – führen brachycephale Schädelformen und Zahnfehlstellungen zu weniger mechanischer Selbstreinigung. Katzen kauen Trockenfutter selten gründlich; Kroketten werden häufig ganz oder nahezu unzerkaut geschluckt. Der erhoffte Abrieb bleibt aus.

Stärkeanteile können als Belag haften bleiben und unter Speicheleinfluss zu Zahnstein aushärten. Schmerzen werden von Katzen oft kompensiert: sie fressen langsamer oder weicher – signalisieren aber selten deutliches Unwohlsein. Daher gilt: präventiv kontrollieren, nicht erst bei sichtbaren Problemen.

Biofilm, Speichel & Mikrobiom

Biofilm ist eine organisierte Bakteriengemeinschaft in einer Muzin-Matrix, die sich innerhalb von Stunden nach dem Putzen neu bildet. Wird sie nicht regelmäßig mechanisch gestört, reift sie zu Plaque und mineralisiert schrittweise zu Zahnstein.

Speichel ist mehr als Feuchtigkeit: Enzyme (z. B. Lysozym), Immunglobuline, Puffer (Bikarbonat) und Mineralien (Calcium/Phosphat) unterstützen Remineralisierung und mikrobielles Gleichgewicht. Ernährung und Hydration beeinflussen Zusammensetzung und Flussrate.

Das orale Mikrobiom steht mit dem Darm in Beziehung: Ernährungsformen mit hohem Stärke/Zucker-Anteil verschieben das Milieu hin zu acidogenen Keimen. Ein stabiler Darm fördert auch orale Balance.

Genetik trifft Lebensstil – Fütterung entscheidet mit

Rassebedingte Anatomie schafft die Ausgangslage, Fütterung und Alltag entscheiden über Tempo und Ausprägung. Artgerechte, proteinreiche Nass-/Frischfütterung mit passenden Kauartikeln fördert Durchblutung des Zahnfleischs und natürlichen Abrieb. Hohe Stärkeanteile und wenig Kaureiz begünstigen Biofilmstabilität.

Unterstützend können enzymbasierte Zahnpflegeprodukte eingesetzt werden, die die Plaque-Bildung reduzieren und das orale Milieu stabilisieren – als Teil der täglichen Routine.

Was du konkret tun kannst

  • Frühkontrollen: Maulgesundheit ab Junghund/Kitten regelmäßig prüfen lassen.
  • Mechanische Pflege: Kaubeschäftigung, sanftes Bürsten/Fingerling, geeignete Zahnpflegeprodukte.
  • Fütterung prüfen: stärkeärmer, hoher Feuchtigkeitsanteil, naturbelassene Rohstoffe.
  • Mikrobiom stärken: darmfreundliche Ernährung unterstützt auch das orale Gleichgewicht.
  • Ganzheitlich denken: Parodontitis ist ein Entzündungsgeschehen – rechtzeitig handeln.

Zahnstein und Parodontose entstehen aus dem Zusammenspiel von Anatomie, Speichel, Ernährung und Bakterienökologie. Besonders kleine Hunde und bestimmte Katzenrassen profitieren von früher Prävention. Gesunde Zähne sind kein Zufall – sie sind das Ergebnis aus biologischer Balance, artgerechter Fütterung und täglicher Achtsamkeit.